Der Rüstungsreport - WOZ Die Wochenzeitung

Zurück zur Übersicht

Mitten im Zürcher Stadtkreis 5 residiert die Decodio AG. Die Firma bietet Software zur elektronischen Kriegsführung und für die Telekommunikationsüberwachung an. Grössere Aufträge gingen nach Polen, Frankreich, Singapur und Jordanien oder Serbien. Decodio besitzt je eine Tochtergesellschaft in Deutschland und Frankreich. Über die Jahre wurde die Firma zu einer der Branchenführerinnen, was das Einholen von Exportbewilligungen für Überwachungsprodukte angeht. Ihr Spezialgebiet ist Spectrum Monitoring (digitaler Rundfunk), die Firma bezeichnet sich selber als international führende Anbieterin in diesem Bereich.

Heinrichstrasse 147, 8005 Zürich
Website: decodio.com
Handelsregister: CHE-420.161.200

Zuletzt aktulisiert: Juli 2025

ÜberwachungstechnologieVIM ⓘ

Bewilligte Exportsummen

Alle aufklappen / Alle zuklappen

2024: CHF 5,56 Mio

Das Zürcher Unternehmen holte im Jahr 2024 von der gesamten VIM-Branche die meisten Exportbewilligungen ein: Decodio liess sich Ausfuhren von Überwachungstechnologie für über 5,5 Millionen Franken bewilligen. Die Exporte betreffen alle dieselbe Kategorie: 5D001.c. Die Kategorie umfasst Software für die Überwachung von Telefonverkehr oder anderen Kommunikationsmitteln. Decodio erhielt Bewilligungen für folgende Länder: Frankreich, Spanien, Serbien, Rumänien, Deutschland, Südafrika, Belgien, Südkorea, Niederlande, Pakistan, Japan, Bahrain oder Indien. Der mit Abstand grösste Auftrag im Umfang von über 1 Million Franken ging nach Frankreich. Weitere grössere Bewilligungen holte Decodio für Exporte nach Indien (527’400) oder Serbien (479’407) ein. In beiden Staaten werden Überwachungsprodukte auch für politische Repression verwendet. Eine Anfrage zu den Hintergründen der Exporte liess die Firma innerhalb der gesetzten Frist unbeantwortet.

2023: CHF 6,16 Mio

Die Firma exportierte wie in Vorjahren in der Kategorie 5D001.c von Anhang 2 der Güterkontrollverordnung, also Software für Überwachungslösungen. Es wurden Bewilligungen für Exporte in zahlreiche Länder eingeholt. Die grössten Exportbewilligungen wurden für Frankreich, Deutschland, Polen und Spanien eingeholt. Weitere potenzielle Empfängerländer waren Korea, Indien, die Niederlande, Österreich, Indonesien, Ungarn, Serbien, Litauen und Rumänien. Über die Exporte Auskunft geben wollte die Firma nicht: Eine Medienanfrage liess sie unbeantwortet.

2022: CHF 7,18 Mio

Sämtliche Bewilligungen wurden für die Kategorie 5D001.c von Anhang 2 der Güterkontrollverordnung ausgestellt, also für Softwarelösungen für Überwachungsprodukte. Grössere Bewilligungen wurden für Spanien und Polen beantragt, beides Länder, die an ihren Grenzen Überwachungstechnologie zur Migrationskontrolle einsetzen und denen dabei Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Dasselbe gilt für Litauen, das ebenfalls zu den Geschäftspartnern von Decodio gehört. Klar ist: Decodio scheut die Nähe zu Akteuren der Migrationskontrolle nicht. Die Firma aus dem Kreis 5 in Zürich ist Teil von «Nestor», einem Ende 2021 gestarteten Grenzüberwachungsprogramm unter Leitung der griechischen Polizei und Beteiligung von Frontex und zahlreichen griechischen Grenzschutzbehörden. Eines der Ziele von «Nestor»: Grenzübertritte in der Evros-Region zwischen Griechenland, der Türkei und Bulgarien zu verhindern. Es ist eine Region, wo Migrant:innen seit Jahren systematisch schwerster Gewalt und Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Die mutmasslichen Täter:innen: die griechische Polizei in Zusammenarbeit mit Frontex.

2021: CHF 5,28 Mio

Wie bereits in den Vorjahren liess die Firma umfangreiche Ausfuhren nach Frankreich bewilligen, aber auch nach Indien oder in die Vereinigten Staaten.

2020: CHF 1,51 Mio

Bewilligt wurden Lieferungen nach Deutschland, Frankreich, Indien, Pakistan, Ungarn und Singapur.

2019: CHF 3,76 Mio

Ein Auftrag im Umfang von knapp 1,4 Millionen Franken wurde nach Polen bewilligt, einer über eine Million nach Frankreich und einer für 350 000 Franken nach Deutschland. Gerade in Frankreich wurden die Befugnisse von Polizei und Sicherheitsdiensten in den letzten Jahren stetig ausgweitet. Seit 2015 ist es den Behörden ohne richterliche Anweisung erlaubt, Autos per Peilsender zu überwachen, Mikrofone in Wohnungen zu platzieren oder Handys per IMSI-Catcher auszuspionieren.

2018: CHF 414'882

Alle Exportanträge aus dem Zürcher Technopark wurden bewilligt. Sie gingen unter anderem nach Deutschland, die USA, Indien, Frankreich oder Grossbritannien.

2017: CHF 831'530

Die bewilligten Exporte umfassten unter anderem einen Auftrag aus Luxemburg im Umfang von einer halben Million Franken. Hinzu kamen mehrere Bewilligungen für Deutschland, Frankreich oder Singapur.

2016: CHF 2,07 Mio

Der grösste Auftrag kam aus Polen, weitere Bewilligungen gab es für Singapur, Deutschland und Jordanien. Die Überwachung in Polen beschäftigt nicht nur die Buchhaltung der Decodia AG, sondern auch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte: Dort ist eine Klage hängig, dass Geheimdienste und Polizei hemmungslos Privatpersonen überwachen können.

Der
Rüstungs-
report

Der
Rüstungs-
report

Decodio AG

12 810 Franken

DerRüstungs-report

DerRüstungs-report

12 810 Franken

Der
Rüstungs-
report

Der
Rüstungs-
report