Die Ruag Ammotec AG mit Sitz in Thun produziert Kleinkalibermunition für ganz Europa. Davon zeugen die Niederlassungen des Unternehmens in Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweden, Ungarn, Belgien und Grossbritannien. Auch in den USA ist die Firma tätig. Die Ruag stellt Munition für Pistolen und Maschinenpistolen sowie für Gewehre her. Dazu gehören insbesondere die Patronen für das Schweizer Sturmgewehr 90. Die Munition erfüllt die Anforderungen der Nato, weshalb zahlreiche Mitgliedstaaten des westlichen Militärbündnisses zu den Kunden gehören. Hinzu kommen Polizeikräfte weltweit, für Scharfschützen wird die Spezialreihe Swiss P geführt. Für das sogenannte Urban Training von Militär-, Polizei- und Sicherheitskräften stellt die Ruag Übungsmunition her. Auch Handgranaten finden sich im Angebot. Die Ruag Ammotec lässt sich historisch auf die Pulvermühle Steffisburg zurückführen. Im neu gegründeten Bundesstaat entstand 1874 die Eidgenössische Munitionsfabrik Thun. Mehr als ein Jahrhundert später wurde diese 1998 in die privatrechtlich organisierte Ruag überführt. Die Sparte Ammotec ging aus der Übernahme der deutschen Dynamit Nobel AG hervor, der Firma des Nobelpreisstifters. Bei der Aufspaltung der Ruag wurde der Munitionsbereich der Ruag International Holding zugeschlagen und im Frühling 2022 an den italienischen Waffenhersteller Berretta verkauft. Zuvor ist ein Vorstoss des SVP-Schützenfreundes Werner Salzmann im Ständerat gescheitert, der einen Verkauf verhindern wollte. Die Ammotec bemüht sich um ein positives Image. Sie rühmt sich damit, der erste Hersteller weltweit zu sein, dessen Munition von der Nato als «umweltgerecht» anerkannt wird, Motto «lead-free», also bleifrei. Auch als sie noch im Besitz der Steuerzahler:innen war, sah sich die Ruag Ammotec zu keiner erhöhten Transparenz verpflichtet. Eine Besuchsanfrage der WOZ wurde mehrfach abgelehnt: «Auch zu Ihren Fragen betreffend gelieferter Produkte, Käufer oder den Zielländern kann RUAG International aus Gründen der Vertraulichkeit gegenüber seinen Kunden keine Angaben machen.»